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Eppur si muove
(Kaufmännischer Verband Bern, Blog zum Thema: Organisationen im Wandel Teil 2)
„Und sie bewegt sich doch!" Epochaler Ausspruch des Galileo Galilei und zum Synonym gewordener Gedanke gegen verkrustete und dogmatische Denkweisen sowie wandlungs resistente Organisationen. Was damals im Kampf zwischen dem, seit über 2000 Jahren geltenden, verdrehten Geozentrischen-
Mein letzter Beitrag „Organ(isations)versagen" hat die Frage aufgeworfen, ob denn Organisationen wirklich nicht wandlungsfähig seien, was ich verneinte. Doch statt diesen Umstand erneut herunterzubeten, will ich heute zwei Beispiele hervorkramen, welche der Veran schaulichung dienen sollen. Wer sich einigermassen interessiert durch den Mediendschungel schlängelt, der konnte am 7. März des Jahres 2013, folgenden Auszug lesen:
„BERN -
Bischöfe schreiben von «Informationspanne»
Heute sagte Müller nun, seine gestrigen Äusserungen seien einem «Missverständnis» zum Opfer gefallen. Die SBK habe die «Pille danach» keineswegs für zulässig erklärt. In ihrem abschliessenden Communiqué ist von einer «bedauerlichen Informationspanne» die Rede. Wann denn nun der Entscheid der Bioethik-
Nun geht es in erster Linie nicht darum über Sinn oder Unsinn des Gesagten zu debattieren, sondern um die Organisationsechanik welche hinter diesen Zeilen steckt. Wir erinnern uns, grosse und mächtige Organisationen haben immer Ableger und Unterorganisationen. Die SBK ist Rom angegliedert und unterstellt, sie kann gar nichts im Alleingang entscheiden. Alles Mumpitz, egal was da eine sogenannte Bioethik-
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wird, auf Teufel komm raus, an sämtlichen Traditionen festgehalten, seien sie noch so verstaubt und überholt. So wird wohl zu meinen Lebzeiten kaum noch ein Pfarrer oder Priester jemals heiraten dürfen und muss seine unterdrückten, menschlichen Gelüste weiterhin im Geheimen zelebrieren. Ob das mit ein Grund ist, weshalb evangelische Geistliche irgendwie entspannter durchs Leben gehen? Und hey, die Protestanten kennen seit 50 Jahren sogar Pfarrerinnen, während katholische Frauen bei ihren Messen nicht einmal den Kerzenständer halten dürfen. Eine solche Politik könnte sich eine weltliche Organisation nicht mal ansatzweise leisten. Die würde schneller vor den Gerichtshof für Menschenrechte gezerrt, als ein Chauvinist seinen Hosenstall schliessen könnte.
Belegt denn ein solcher Paradigmenwechsel nicht, dass Organisationen doch wandelbar sind? Nun, nicht wirklich, denn bevor es soweit kommen konnte, brauchte es im Vorfeld die Reformation sowie einige Luthers, Calvins, Zwinglis und andere Protestanten um Bewegung in die Sache zu bringen. Diese Wegbereiter der Evangelischen Kirche wie wir sie heute kennen, machten im Grunde nichts anderes als aus der Mutterorganisation auszutreten und eine Parallelorganisation zu gründen. Sie haben das ursprüngliche Gedankengut übernommen und es nach ihrem Sinne reformiert, genauso wie beispielsweise die BDP neulich aus der SVP hervorgegangen ist. Das Mutterhaus ist noch immer was es schon vor der Abspaltung war, trotz Twitteraccount und Facebookauftritt. Gehet hin und vermehret euch, koste es was es wolle…
Szenenwechsel: Die FIFA, mein anderes Beispiel, ist die mächtigste Organisation in der Welt des Sports. Zählt die UNO aktuell 193 Mitgliedstaaten sind es bei der FIFA deren 209, was uns auf eindrückliche Weise vor Augen führt, dass Menschenrechte, zumindest auf organisatorischer Ebene, dem Fussball bedenklich hinterher hinken. Sei’s drum, diese FIFA, der, im Gegensatz zum Vatikan, ein Grossteil der Frauen dieser Welt auf freiwilliger Basis fernbleibt, plant Ungeheuerliches: Den elektronischen Torbeweis! Nach dem legendären Wembleytor von 1966 mussten weitere 45 Jahre vergehen, um überhaupt in die Nähe solchen Gedankengutes zu gelangen. Es brauchte erst die Skandal-
Nur, was zehntausende Zuschauer im Stadion und Millionen an den Bildschirmen mit Entsetzen und Kopfschütteln gesehen hatten, interessierte die FIFA nicht. Am drolligsten war ihre immer gleiche Begründung: Man wolle dem Spiel nicht den Charakter rauben und irren sei schliesslich menschlich. Ach wirklich? Wer so argumentiert erhebt im Umkehrschluss den menschlichen Irrtum zum schützenswerten Gut und spätestens da muss man sich fragen warum. Wie auch immer, der Druck von aussen ist zu gross geworden und was in diesem Megabusiness längst überfällig war, soll ab 2014 in den Stadien der Welt Einzug halten. Jetzt will die FIFA Nägel mit Köpfen machen, mit technischem Brimborium wird aufgerüstet ohne zu bedenken, dass die Köpfe der Nägel so gross sind, dass sie das Holz überragen, in das sie geschlagen werden. Es kann nicht teuer und kompliziert genug sein, wie immer wenn Funktionäre am wüten sind. Dabei hätte simples Konsultieren von TV-
Wer nun glaubt ich betreibe hier profanes Kurienbahsing oder lockere Fussballaufklärung, verkennt die Zusammenhänge. Es geht um unsägliche Ignoranz, wider besseres Wissen zelebriert bis zur Unerträglichkeit von festgefahrenen Organisationen. Es geht um zementierte Macht und die Frage welchen Teil du in diesem System zu spielen bereit bist. Willst du Mitläufer sein oder selbstbestimmendes Individuum mit Rückgrat? Dabei ist Seppis FIFA-
Wie so oft bin ich ausgeschweift und die Frage bleibt im Raum, handelt es sich bei diesen Fallbeispielen nun um echte Wandlung oder nur um milde Anpassung? Meiner salomonischen Ader folgend und um meine dogmatische Haltung nicht weiter zu zementieren, will ich der Möglichkeit eine Chance geben, dass Wandlung und Anpassung durchaus Hand in Hand gehen können. Fest steht, dass sowohl das Eine wie das Andere von innen vorangetrieben werden muss, wenn auch meist erst durch Druck von aussen. Von nun an überlasse ich es jedem Leser und jeder Leserin, wie das Fazit ausfällt und welche Erkenntnis hängen bleibt.
Die Welt ist keine Scheibe und die Erde nicht Mittelpunkt des Universums, letztendlich ist alles wandelbar, es ist nur eine Frage der Zeit, des Blickwinkels und der gesellschaftlich aktuell herrschenden Meinung und Denkweise. Aber bevor ich’s vergesse: Habemus Papam, willkommen Franziskus I. und viel Glück auf deinen Wegen. Man darf gespannt sein, ob ein Hauch von Assisi durch Rom wehen und eine sanfte Wandlung in Richtung Vernunft spürbar sein wird. Ach ja, die UEFA steht, wie jedes Jahr, mit Champions-